Friedhof Dölzschen

Friedhof Dölzschen

Der Friedhof in Dölzschen liegt oberhalb des alten Ortskerns am Ende des Friedhofsweges. Durch seinen weiten Blick auf die Stadt zählt er zu den am schönsten gelegenen Friedhöfen Dresdens.

Geschichte des Friedhofs Dölzschen

Dölzschen war einst eines der ältesten Dörfer in Dresdens Umgebung. 1144 erstmals urkundlich erwähnt, besitzt es aber erst seit 1923 einen Friedhof. In Kirchenangelegenheiten gehörte das Dorf zu Dresden. Getauft wurden die Dölzschener in der Kreuzkirche, trauen ließen sie sich in der Frauenkirche und nahmen ihr Abendmahl ein. In der Annenkirche erfolgten die Totenfeiern, Beerdigungen fanden auf dem ersten Annenfriedhof (heute Sternplatz) statt.
Die Gemeindemitglieder hatten sich ihr Leben lang an drei Dresdner Kirchen zu halten.

Erst 1878, als Dölzschen den Gemeinden Pesterwitz und Plauen zugeteilt wurde, konnten die Toten zwar in der Nähe, jedoch noch immer nicht in Dölzschen bestattet werden.
Damit die Toten nicht auf verschiedenen Friedhöfen begraben werden mussten, entschloss sich der Gemeinderat mit dem engagierten Alfred Darre einen gemeindeeigenen Friedhof anzulegen. Man verhandelte um Land. 1920 schenkte der Zuckerfabrikant Arno Reichelt ein 8.090 Quadratmeter großes Areal auf der Dölzschener Höhe formal der Gemeinde, die dafür seine Schulden (etwa 15 000 Reichsmark) gegenüber der Amtshauptmannschaft Dresden beglich.

1922 begannen die Bauarbeiten nach Entwürfen des Chemnitzer Ingenieurs Sievers. Die gärtnerischen Arbeiten übernahm der Gartengestalter Wilhelm Stein. 1923 erfolgten die ersten Bestattungen. Bereits bei der Anlage des Friedhofs war eine Feierhalle geplant. Erst 1927 erhielt der Architekt Reinhardt den Auftrag für den Baueiner Feierhalle. Sein Entwurf fand Gefallen, da er den Ansprüchen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz (dieser hatte Mitspracherechte) am besten entsprach. Mit ihrem Bau wurde der Coschützer Baumeister Max Seiffert beauftragt. Die Kosten betrugen und 40 000 Reichsmark.

Da es sich um einen weltlichen Friedhof handelte, Eigentümer war die Gemeinde Dölzschen, wurde auf alle kirchlichen Symbole verzichtet. 50 Meter vom Eingang entfernt entstand die kleine 6,70 Meter hohe Kapelle mit dem roten Ziegeldach. Ein schlichtes Sandsteinrelief schmückt den Eingang. Am 9. September 1928 wurde die Kapelle eingeweiht. Nach dem Entwurf des Dölzschener Baumeisters Schönberger entstand die Toranlage aus heimischem Syenit. Sie steht unter Denkmalschutz.

Die Kapelle - Entwicklung seit 1945

Nach der Eingemeindung von Dölzschen nach Dresden im Jahr 1945 übernahm das Städtische Friedhofsamt die Verwaltung des Dölzschener Friedhofs. Die Kapelle diente einige Jahre als Veranstaltungsort bei Bestattungen oder Weihnachts-und Erntedankfeiern. Zu DDR-Zeiten verfiel die Kapelle immer mehr und wurde nur noch als Abstellraum für die Garten- und Arbeitsgeräte benutzt. Nur ein kleiner Raum im Anbau stand für Feiern zur Verfügung.
Am Totensonntag 2000 veranstaltete Prof. Karl-Heinz Koch mit seinen Studenten ein Benefizkonzert zur Sanierung der Kapelle. Es fand unter technischen Sicherheitsvorkehrungen in der - quasi - Ruine statt: „Eintritt frei! – Spenden für die Sanierung dankbar erbeten!“
Das Interesse der Dölzschener war sehr groß und ist erfreulicherweise bis heute so geblieben. In den folgenden Jahren wurden ca. 88 Konzerte mit Künstlern der Landesbühnen Sachsen, der Semperoper, des Staatsschauspiels, der Musikhochschule und Freischaffenden – ohne Honorar – veranstaltet.

2002 gründete sich der „Freundeskreis Friedhof Dölzschen e.V.“ für den Erhalt und Restaurierung der Kapelle. Eine grundlegende Sanierung erfolgte durch das Städtische Friedhofs- und Bestattungswesen der Stadt Dresden in den Jahren 2004 bis 2006. Zur Wiedereröffnung am 3. September 2006 erhielt die Feierhalle eine digitale 2-manualige Sakralorgel der Firma Ahlborn, die zusammen mit der Figur über dem Eingangsportal aus Spendengeldern finanziert wurde. Seit 2015 läutet auch eine Beerdigungsglocke auf dem Dachboden der Kapelle. Sie ist ein Geschenk der Matthäuskirche in Dresden - Friedrichstadt. Der neue Glockenstuhl, von der Zimmerei Müller in Thalheim im Erzgebirge aus massivem Eichenholz gefertigt, ist mit Spendengeldern bezahlt worden.

Quellen:
Ingrid Roßki, "800 Jahre lang hatte Dölzschen keine eigene Begräbnisstätte" in Sächsische Zeitung vom 28. September 2000, S. 15
Stadtmuseum Dresden, Dresdner Geschichtsbuch 2003, Stadtteilgeschichte, Hoch über der Stadt – aus der Geschichte des Stadtteils Dölzschen, Eva Köllnberger/Horst Richter
www.dresdner-stadtteile.de

Persönlichkeiten

Der Friedhof Dölzschen ist ein noch junger Friedhof, deshalb finden sich im allgemeinen nur sehr schlichte Grabmale.
Eine kleine Stele erinnert an Opfer des Bombenterrors vom 13. Februar 1945 in Dresden. Auch Professoren der Technischen Universität und Künstler fanden hier ihre letzte Ruhestätte.

Im folgenden einige Persönlichkeiten, welche auf dem Dölzschener Friedhof beigesetzt sind:

  1. Albrecht Beickert (1920 – 1974) Prof. Dr. med.,
    Chefarzt der 1. Medizinischen Klinik des Krankenhauses Dresden-Friedrichstadt
  2. Rudolf Donath (27.10.1932 – 03.07.2016)
    Schauspieler und Regisseur am Staatsschauspiel Dresden (1960-1996),
    dann München, Frankfurt a.M.
  3. Victor Klemperer (12.07.1881 – 11.02.1960) Professor,
    Romanist, Chronist und Politiker
    bekannteste Werke: LTI, Tagebücher 1918-1959
  4. Fritz Kahlert (14.02.1915 – 29.07.2015)
    Geschäftsführer von Buchhandlung und Verlag Alexander Köhler Dresden
  5. Martin Erich Philipp (04.08.1887 – 01.11.1970)
    auch unter seinen Initialen MEPH bekannt,
    Maler und Graphiker
  6. Hartmut Quendt (20.12.1940 – 10.04.2016)
    Promovierter Lebensmitteltechniker,
    bekannt für „Dresdner Russisch Brot“
  7. Siegfried Rauschhardt (1947 – 2005)
    Kammervirtuose (Violine) der Dresdner Philharmonie
  8. Karl Otto Trinks (29.08.1891 – 01.06.1981)Professor,
    Direktor des Instituts für Theorie und Geschichte der Pädagogik der TH Dresden
  9. Balduin Thieme (08.09.1910 – 12.12.1996)
    Pseudonym Peter Uhu,
    Kulturredakteur, Schriftsteller, Dichter

Quellen:
Stadtmuseum Dresden, Dresdner Geschichtsbuch 2003, Stadtteilgeschichte,
Hoch über der Stadt – aus der Geschichte des Stadtteils Dölzschen, Eva Köllnberger/Horst Richter